31. December 2024

Ecuador: Stärkung von Bananenarbeiter*innen und ihren Vertretungen durch Banana Link

Die Umsetzung des Projekts „Towards Living Wages in the Banana Sector“ der Arbeitsgruppe des deutschen Einzelhandels begann in Ecuador. Ein zentraler Schwerpunkt lag dabei auf der Stärkung von Arbeiter*innen und ihrer Vertretungen auf den Bananenplantagen. Starke Arbeitnehmervertretungen sind entscheidend, um faire Löhne durchzusetzen, da sie die Stimme der Beschäftigten bündeln, ihre Rechte verteidigen und den sozialen Dialog mit Arbeitgebern auf Augenhöhe ermöglichen. Um dieses Ziel zu unterstützen, arbeitete die GIZ im Auftrag des BMZ eng mit der britischen Nichtregierungsorganisation Banana Link zusammen, die sich international für Arbeitsrechte und sozialen Dialog im Bananensektor einsetzt.

Da die Gewerkschaftslandschaft in Ecuador sehr komplex ist, war zunächst zu klären, welche Akteure durch die Arbeit von Banana Link gezielt gestärkt werden konnten, um einen nachhaltigen Beitrag zum Projekterfolg zu leisten. Zu Beginn des Projekts war SINUTRABE die einzige offiziell anerkannte, betriebsübergreifende Arbeitnehmervertretung im Bananensektor. Die Organisation sollte daher institutionell gestärkt werden, um den sozialen Dialog zu fördern und Kollektivverträge erfolgreich verhandeln zu können.

Neben dem Ausbau der Verhandlungskompetenzen SINUTRABEs wurden die Vertreterinnen der Arbeitnehmerschaft gezielt zu Lohnthemen geschult. Ziel war es, sie in die Lage zu versetzen, nicht nur für menschenwürdige Arbeitsbedingungen, sondern langfristig auch für existenzsichernde Löhne einzutreten. Insgesamt fanden 14 thematische Schulungen mit rund 325 Teilnehmer*innen statt. Inhalte waren unter anderem das Arbeitsrecht in Ecuador, das Sozialversicherungssystem, Möglichkeiten des sozialen Dialogs, geschlechtsspezifische Lohnunterschiede sowie die Definition und Berechnung eines Living Wage nach der Anker-Methodik.

Im Laufe des Jahres 2023 löste sich SINUTRABE auf. Um den Aufbau von Arbeitervertretungen dennoch weiter voranzutreiben, wurden engagierte Gewerkschafter*innen geschult, um auch künftig Beschäftigte beim Einsatz für ihre Rechte zu stärken.

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GIZ

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Arbeit von Banana Link in Ecuador war eine Studie zu Lohn- und Arbeitsbedingungen im Kanton Pasaje in der Provinz El Oro – eine der wichtigsten Regionen für den Bananenanbau im Land. Im ersten Quartal 2024 wurden 150 Arbeiter*innen auf freiwilliger Basis befragt. Die Ergebnisse waren aufschlussreich: 71 % der Befragten wussten nicht, dass es in Ecuador einen gesetzlichen Mindestlohn gibt, und fast 60 % hatten den Begriff Living Wage noch nie gehört. Zwar garantiert die ecuadorianische Verfassung mit dem Salario Digno einen würdigen Lohn, der einem existenzsichernden Einkommen entsprechen soll – doch mangels Information sind sich viele Beschäftigte ihrer Rechte nicht bewusst.

Ein Drittel der Befragten gab an, weniger als 21 US-Dollar pro Tag zu verdienen, knapp 10 % sogar unter 16 US-Dollar. Das liegt zwar etwas über dem gesetzlichen Mindestlohn von rund 15,30 US-Dollar pro Tag (Stand 2024), aber unter dem von der Global Living Wage Coalition errechneten Living Wage von etwa 16,50 US-Dollar pro Tag. Diese Löhne reichen nicht aus, um die Grundbedürfnisse zu decken. Frauen gehörten zu den am schlechtesten bezahlten Arbeitskräften, und nur 53 % der Befragten verfügten über eine Sozialversicherung.

Auch wenn die Studie nur einen kleinen Ausschnitt der ecuadorianischen Bananenindustrie abbildet, liefert sie wichtige Erkenntnisse über die reale Situation vor Ort. Sie zeigt deutlich den Handlungsbedarf und unterstützt Produzent*innen dabei, sich dem Ziel eines Living Wage für alle Arbeiteri*nnen schrittweise zu nähern.

Die ganze Studie finden Sie hier.