31. January 2025

CLAC und Fairtrade untersuchen Faktoren für das Wohlergehen von Arbeiter*innen

Ein zentraler Bestandteil des Projekts „Towards Living Wages in the Banana Sector“ ist die Förderung würdevoller Arbeit entlang der gesamten Bananenlieferkette. Um dieses Ziel zu unterstützen, arbeitete die Arbeitsgruppe des deutschen Einzelhandels mit Fairtrade International und der Coordinadora Latinoamericana y del Caribe de Pequeños(as) Productores(as) y Trabajadores(as) de Comercio Justo (CLAC) zusammen.

Fairtrade und CLAC analysierten, welche Faktoren – neben der Zahlung eines existenzsichernden Lohns – das Wohlergehen von Arbeiter*innen positiv beeinflussen. Dafür wurden insgesamt 110 Personen befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass insbesondere folgende Aspekte eine wichtige Rolle spielen: die Wahrung grundlegender Rechte und Pflichten der Beschäftigten, die Schaffung diskriminierungsfreier, partizipativer Arbeitsumfelder sowie die Verbesserung der Lebensbedingungen von Arbeiter*innen, ihren Familien und Gemeinden durch nachhaltige Investitionen. Diese Themen spiegeln sich auch in den Aktivitäten der Arbeitsgruppe zu Thema Living Wage und Living Income wider.

In diesem Zusammenhang wurde erstmals in Kolumbien die „Poverty Stoplight“-Methode bei Arbeitenden eingesetzt, um individuelle Lebenslagen sichtbar zu machen. Mit 100 Arbeiter*innen wurden soziale und wirtschaftliche Lebensumstände anhand eines Ampelsystems erfasst. Die Teilnehmenden entwickelten individuelle Aktionspläne, um erkannte Defizite über sechs Monate hinweg zu verbessern. Am Ende wurde eine vergleichende Analyse zur Ausgangssituation durchgeführt – ein wichtiger Schritt, um Entwicklungsmaßnahmen gezielter an persönliche Bedürfnisse anzupassen.

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GIZ

Trotz vielfältiger Ansätze bleibt das Erreichen eines Living Wage für Bananenarbeiterinnen das Hauptziel der Arbeitsgruppe. Bis Ende 2025 soll mindestens die Hälfte aller verkauften Bananen von Arbeiter*innen geerntet worden sein, die einen existenzsichernden Lohn erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, zahlen die beteiligten Einzelhändler Prämien zur Überbrückung bestehender Lohnlücken. CLAC und Fairtrade wurden beauftragt, geeignete Auszahlungsmechanismen zu evaluieren. Dabei wurden drei Modelle untersucht – zwei davon sahen eine direkte Auszahlung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer*in vor, ein drittes Modell betrachtete die Verteilung über eine NGO. Die Analyse betont jedoch, dass das langfristige Ziel in der Einführung von Tarifverträgen liegt. Als Übergangslösung kann die Auszahlung über das Fairtrade-Prämienkomitee dienen.

Da die Umsetzung von Arbeitsrechten maßgeblich durch die Personalabteilungen der Farmen beeinflusst wird, schulten CLAC und Fairtrade insgesamt 32 Personen aus Personalabteilungen zu menschenrechtlicher Sorgfaltspflicht (Human Rights Due Diligence) im Kontext europäischer Gesetzgebung. Ziel war es, die Grundlagen für eine systemische Verbesserung auf Farmebene zu schaffen.

Die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit CLAC und Fairtrade haben den Einzelhändlern wertvolle Erkenntnisse geliefert, welche Stellschrauben entscheidend sind, damit Arbeiter*innen unter menschenwürdigen Bedingungen tätig sein können – und von ihrem Lohn nicht nur überleben, sondern leben. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen sowohl in die laufende Projektarbeit als auch in die langfristigen Unternehmensstrategien ein.

Zentrale Erkenntnisse und Ansatzpunkte für die weitere Arbeit sind:

  • Rechtliche Aspekte zur Auszahlung von Living Wage-Differenzen: Es besteht Bedarf an einer vertieften Analyse zur Auszahlung über gemeinnützige Organisationen sowie an praxisnahen Leitfäden.
  • Würdige Arbeit: Vor einer Analyse von Arbeitsbedingungen ist Bewusstseinsbildung essenziell. Der Umgangston mit Mitarbeitenden und Management ist entscheidend für vertrauensvolle Ergebnisse. Fairtrade-Anforderungen gehen oft über nationale Standards hinaus.
  • Lernprogramm: Themen wie Tarifverhandlungen, Gleichstellung und gerechte Nutzung der Fairtrade-Prämie müssen stärker vermittelt werden. Horizontale Beziehungen zwischen Arbeiter*innen und Verwaltung förderten die Beteiligung deutlich.
  • Poverty Stoplight: Die Methode zur Analyse individueller Lebenssituationen zeigte Potenzial, sollte aber über einen längeren Zeitraum (mind. 8 Monate) angewendet werden. Die Beteiligung der Unternehmen und klare Kommunikation mit den Arbeiter*innen sind Schlüsselfaktoren.