Projekttagebuch – Geschichte 4
Was wirkt – und warum: Was Produzent*innen über Cotton4Impact sagen

Produzentin Jennifer (im Bild in der Mitte) baut im Bezirk Chongwe in Sambia Biobaumwolle an. Hier treffen sie und ihr Mann sich mit Vertreter*innen der Entkörnungsfabrik, der GIZ und der Paul Reinhart AG.
Was hat das GIZ-geförderte Projekt Cotton4Impact wirklich verbessert? Die Antworten von rund 1.200 Baumwoll-Produzent*innen geben nicht nur Einblicke in Erfolge, sondern auch in Herausforderungen. Sie liefern wertvolle Hinweise für die Weiterentwicklung der Zusammenarbeit in der Baumwoll-Lieferkette.
Wenn man herausfinden will, was ein Projekt wirklich bewirkt hat, muss man zuhören. Nicht nur einigen wenigen, sondern möglichst vielen, die daran beteiligt waren. Das von der GIZ geförderte „Cotton4Impact“-Projekt wollte herausfinden, ob es wirklich gelungen war, die Lebensbedingungen der beteiligten Landwirt*innen zu verbessern. Gestartet worden war das Projekt 2021 von der Paul Reinhart AG gemeinsam mit den Entkörnungsfabriken Alliance Ginneries Ltd aus Tansania und Sambia sowie Ivoire Coton aus der Elfenbeinküste.
„Cotton4Impact“ ist Teil der Sub-Saharan-Cotton-Initiative (SSCI), die im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der GIZ betreut wird. Die Paul Reinhart AG hatte sich mit ihrem Projekt für eine Förderung der SSCI und die Möglichkeit beworben, mit der GIZ als verlässlicher Partnerin die Baumwoll- und Textillieferketten in Subsahara-Afrika nachhaltiger zu gestalten.
Von Beginn an hatte Cotton4Impact systematisch die demografischen Daten von rund 100.000 kleinbäuerlichen Baumwollproduzent*innen untersucht – ein Novum in den drei beteiligten afrikanischen Ländern und die perfekte Voraussetzung, um die Wirkungen der jahrelangen Arbeit zu beurteilen. Dazu beauftragte die Paul Reinhart AG das auf Wirkungsanalysen / Impact-Studien spezialisierte Unternehmen „60 Decibels“ mit einer repräsentativen Umfrage.
Die Entkörnungsfabriken aus Tansania, Sambia und Côte d’Ivoire stellten Kontaktlisten zur Verfügung, aus denen mehr als 1.200 Produzent*innen zufällig ausgewählt und von 60 Decibels nach ihrer Meinung gefragt wurden. Es ging zum einen um grundsätzliche Ergebnisse des Projekts und die Bewertung durch die Landwirt*innen, es ging aber auch um weitere Möglichkeiten, die Wirkungen der Initiative noch zu steigern.
Mehr Einkommen, höhere Bildungschancen, bessere Lebensqualität
„Dank Ivoire Coton konnte ich ein Haus bauen“, erzählt ein Bauer aus Côte d’Ivoire, der über Jahre mit der Entkörnungsfabrik zusammengearbeitet und in dieser Zeit viel über klimaangepassten Anbau von Baumwolle und die Nutzung aktuellster Wetterdaten gelernt hat. „Ich verdiene heute genug Geld mit Baumwolle. Ich konnte mir Ochsen kaufen und meine Kinder zur Schule schicken.“
Das ist kein Einzelfall, wie die Daten belegen. 88 Prozent der Befragten berichten, dass sich ihr Einkommen durch die Zusammenarbeit mit der jeweiligen Entkörnungsfabrik verbessert hat. Für 70 Prozent der Produzent*innen waren die Angebote der Entkörnungsfabriken die erste Gelegenheit überhaupt, derartige Dienstleistungen und Schulungen in Anspruch zu nehmen. Andere Angebote hatten ihnen bislang überhaupt nicht zur Verfügung gestanden, was die Bedeutung der Unterstützung durch Cotton4Impact unterstreicht.
“Die Entkörnungsfabrik hat mich wirklich sehr unterstützt“, erzählt ein 36-jähriger Bauer. „Durch die Beratungen, die ich erhalten habe, und die höheren Marktpreise, für die ich meine Baumwolle verkaufen konnte, hatte ich genug Geld, um meinen eigenen Hof zu kaufen. Damit kann ich jetzt meinen Lebensunterhalt sichern.“
Dank Ivoire Coton konnte ich ein Haus bauen. Ich verdiene heute genug Geld mit Baumwolle. Ich konnte mir Ochsen kaufen und meine Kinder zur Schule schicken.
Drei Länder, drei Wege zur Verbesserung
Einem Großteil der Landwirt*innen geht es wie diesem Mann: Die Zusammenarbeit mit der Entkörnungsfabrik hat zu mehr Einkommen und besseren Dienstleistungen geführt. Neun von zehn der Befragten geben an, dass sich daher ihre Lebensqualität verbessert hat, fast die Hälfte sagt sogar: „sehr stark verbessert“. Wie diese Bewertung zustande kam, ist allerdings in den drei Ländern unterschiedlich.
In Côte d'Ivoire zum Beispiel war es vor allem die höhere Verkaufsmenge, die Grundlage für mehr Lebensqualität darstellt. Bessere Anbaumethoden und zuverlässige Abnahmemengen haben in dem westafrikanischen Land dazu geführt, dass die Produzent*innen mehr Baumwolle verkaufen konnten.
In Tansania an der Ostküste dagegen waren es höhere Preise, die den größten Unterschied ausmachten: Die Produzent*innen verkauften die gleiche Menge Baumwolle für mehr Geld. In Sambia wiederum führten vor allem effizientere Anbaumethoden zu einer Senkung der Produktionskosten, was den Landwirt*innen mehr finanziellen Spielraum erlaubte. Dieser Spielraum wird dazu genutzt, um Land zu kaufen, die Kinder zur Schule zu schicken oder eigenes Vieh zu erwerben – so, wie es eine 60-jährige Bäuerin beschreibt: „Ich konnte meine Baumwolle an die Entkörnungsfabrik verkaufen. Mit dem Geld habe ich ein Stück Land gekauft und ausreichend Vieh, um meinen Lebensunterhalt zu sichern.“
Verstehen, was wirkt – für heute und morgen
Wenn man die Meinung von rund 1.200 Personen einholt, dann hört man selbst im besten Falle nicht nur Lob. In Côte d'Ivoire, Tansania und Sambia berichteten die Bäuerinnen und Bauern daher auch von wiederkehrenden Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit den Entkörnungsbetrieben. Zu den häufigsten Problemen zählten verspätete oder nicht ausreichende Lieferungen von Saatgut oder Pestiziden, die zudem häufig als zu teuer empfunden wurden. Darüber hinaus klagten Produzent*innen vereinzelt über fehlende finanzielle Mittel, um das, was sie in den Trainings gelernt hatten, auch tatsächlich umzusetzen.
Wirkung beginnt mit Wissen und dem Willen, genau hinzusehen. Für die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen den Entkörnungsfabriken und den Bäuerinnen und Bauern sind die Ergebnisse der Umfrage eine gute Grundlage. Sie erlauben den Partner, Details anzupassen, die Abstimmung zu verbessern und damit die Partnerschaft zum Wohle aller Beteiligten weiter auszubauen.
Zurück zur ersten Geschichte:
Das Projekt Cotton4Impact arbeitet daran, die Lieferkette der Baumwolle über die Spinnereien und die Entkernungsfabriken bis zurück auf die Felder einzelner Bäuerinnen und Bauern lückenlos zurückzuverfolgen. Die erste Geschichte erzählt von den Anfängen – wer daran beteiligt ist und warum es überhaupt ins Leben gerufen wurde.
Cotton4Impact wird im Rahmen der Sub-Saharan-Cotton-Initiative vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt.