Baumwolle
Weltweit produzieren rund 25 Millionen Haushalte in etwa 75 Ländern Baumwolle. Der Baumwoll-Sektor bildet vom Saatkorn bis zum Baumwollballen die Lebensgrundlage für schätzungsweise mehr als 150 Millionen Menschen weltweit. In den meisten Ländern des globalen Südens, wie Indien, Pakistan, Burkina Faso, Mali, Benin, Côte d’Ivoire, Kamerun, Tansania – aber auch in Teilen Chinas – erfolgt der Anbau hauptsächlich durch Kleinbäuerinnen und -bauern. In Afrika wird der Anbau durch Familien vorwiegend in Hand- und Feldarbeit geleistet. Die Erträge sind im weltweiten Vergleich sehr niedrig und können ein angemessenes und existenzsicherndes Einkommen nicht garantieren. Günstigere, synthetische Fasern stehen in direkter Konkurrenz zu Baumwolle und gefährden die Wettbewerbsfähigkeit vor allem der Kleinbäuerinnen und -bauern.
Zusätzlich hat die globale Baumwollwirtschaft mit vielen Herausforderungen wie Klimawandel, Zwangs- und Kinderarbeit zu kämpfen. Die Auswirkungen des Klimawandels führen tendenziell zu einer Verschiebung der Anbauregionen und dementsprechend erschwerten Produktionsbedingungen. Zudem gefährdet oftmals ausbeuterische Kinderarbeit auf den Baumwollfeldern eine nachhaltige lokale Entwicklung.
Die COVID-19-Pandemie hat zu einem globalen Einbruch der Baumwoll- bzw. Textillieferkette geführt. Der Absatz der Rohbaumwolle geriet aufgrund der weltweiten Einschränkungen ins Stocken, was unter anderem starke Preisschwankungen zur Folge hatte. Die längerfristigen Folgen auf die globale Baumwollwirtschaft sind bisher kaum absehbar. Abgesehen von krisenbedingten kurzfristigen Schwankungen stagnieren sowohl der Preis als auch das weltweite Produktionsvolumen seit 20 Jahren, was auf einen Mangel an Investitionen und wirtschaftlichen Möglichkeiten hinweist.
Daher ist ein wichtiger Hebel, um die soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit von Baumwolle zu verbessern, nach wie vor Siegel der Standardorganisationen. Mittlerweile kommen etwa 25% der globalen Baumwollproduktion aus nachhaltig zertifiziertem Anbau. Die wichtigsten Standardsysteme, die eine nachhaltige Baumwollproduktion zertifizieren, sind Better Cotton, Cotton Made in Africa (CmiA) und Fairtrade Cotton sowie eine Reihe von Bio-Siegeln. Better Cotton, das große nationale Standards wie ABRAPA in Brasilien oder myBMP in Australien anerkennt, ist das bei weitem größte Zertifizierungssystem.
Allerdings gelangt nachhaltige Baumwolle noch immer zu wenig als solche in den Handel, so dass die Kleinbauernfamilien nur schwer von nachhaltigen Anbaumethoden profitieren können. Daher ist ein weiterer wichtiger Hebel die Steigerung der aktiven Nachfrage von nachhaltiger Baumwolle. Dies kann jedoch nur in Zusammenarbeit und Kooperation mit der Privatwirtschaft gelingen.