Wetterprognosen im Bananenanbau
Morgens halb zehn in Deutschland: Familienfrühstück beendet, Wasserflasche und Banane für zwischendurch eingepackt, Schlüssel in der Hand, letzter Blick aufs Handy: Was sagt die Wetter-App? Reicht die dünne Jacke oder lieber eine dicke?
Haben Sie heute schon Ihre Wetterapp gecheckt? Vielleicht deswegen anstelle einer Sonnenbrille den Regenschirm eingepackt? Nun stellen Sie sich vor, nicht nur Ihr Tagesoutfit, sondern Ihre Lebensgrundlage hinge vom freien Zugang zu Wetterdaten ab. Dies trifft auf rund 8.600 klein- und mittelgroße bäuerliche Erzeuger*innen zu, die in Ecuadors Bananensektor arbeiten.
Durch den Klimawandel erlebt Ecuador einen anhaltenden Temperaturanstieg, Veränderungen in der Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen (Dürren, Überschwemmungen), Schwankungen im Wasserhaushalt und den Rückzug der Gletscher.
Bananen haben Durst
Die Bananenproduktion in Ecuador steht vor zahlreichen Herausforderungen. Die Bewässerung mit Wasser aus nahen gelegenen Flüssen oder Schwerkraftanlagen ist notwendig. Denn Bananen haben einen hohen Wasserbedarf – sowohl für die Produktion als auch für Nachernteprozesse, wie z.B. das Waschen.
Daher ist die Verfügbarkeit von Wasser in ausreichender Menge und Qualität von zentraler Bedeutung. Doch die zunehmend starken Regenfälle erhöhen das Auftreten von Schädlingsausbrüchen, wie der Rotfleckenkrankheit „Mancha Roja“.
Es lässt sich unschwer erkennen: die Kontrolle der Umweltvariablen, welche die Pflanzenentwicklung beeinflussen, ist für die landwirtschaftliche Produktion von essenzieller Bedeutung. Doch solche Daten sowie die Instrumente zu ihrer Beschaffung sind teuer.
Die Lösung: Wetterprognosen im Bananenanbau
Um den Aufbau klimaresilienterer Produktionssysteme zu unterstützen, stellen die Ecuadorian Association of Banana Exporters (AEBE) und das GIZ-Globalvorhaben ‚Nachhaltigkeit und Wertschöpfung in Agrarlieferketten‘ diese Informationen Kleinbauern und -bäuerinnen in der Bananenproduktion zur Verfügung. Seit dem Start des Projekts im Jahr 2021 wurden bereits sechs Wetterstationen auf kleinen und mittleren Bananenplantagen in den wichtigsten Anbaugebieten des Landes installiert. Die von den Stationen gewonnenen Informationen werden auf einer Webplattform, dem Banana Observatory, analysiert.
Die Produzent*innen erhalten auf der Website aktuelle und frei zugängliche Daten über Mikroklimaindikatoren sowie Produktion und Vermarktung. Gleichzeitig tragen sie dazu bei, die Beziehung zwischen Produktivitätsindikatoren und Mikroklimaindikatoren in der Region zu ermitteln, indem sie die Daten über ihre Farm teilen.
So wird die Planung der Produktionszyklen, sowie der effizienten Einsatz von Wasser, Düngemitteln und Pestiziden möglich. Ganz konkret heißt das, dass sich mithilfe der ermittelten Bodenfeuchtigkeit sowohl der Zeitpunkt als auch die Menge der Bewässerung präziser bestimmen lassen. Zudem hilft ein besseres Nährstoffmanagement, die Stickstoffanwendung und somit die Treibhausgasemissionen erheblich zu reduzieren.
Insgesamt ermöglichen die Daten, den Produzent*innen besseres Erntemanagement, höhere Produktivität, weniger Schwund und somit mehr Früchte, die exportiert werden, und langfristig widerstandsfähigere Anbaumethoden.