Was früher verbrannt wurde, schützt heute vor Dürre und sichert Einkommen
Was früher einfach verbrannt wurde, wird heute zur Lösung: In Kamerun nutzen Baumwollbäuerinnen und -bauern ihre Ernterückstände auf neue Weise - sie verarbeiten Baumwollstängel zu Pflanzenkohle. Dieser Ansatz steht im Mittelpunkt eines Projekts zur Förderung agrarökologischer Innovationen im Baumwollanbau, das vom Fonds zur Förderung von Innovationen in der Agrar- und Ernährungswirtschaft (i4Ag) mit weiteren Partnern umgesetzt wird. Ziel ist es, klimaresiliente, nachhaltige und sozial gerechte Anbausysteme zu stärken.
Erfolgreiche Einführung angereicherter Pflanzenkohle zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit und Ertragssteigerung
Seit dem Start der Umsetzung des Projekts im Jahr 2024 konnten bereits etwas über 220 Tonnen Pflanzenkohle produziert und mit organischen Düngern wie Bokashi (37,5 Tonnen) und Jeevamrit (0,81 Tonnen) angereichert werden. Diese Kombination verbessert nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch die Wasserspeicherfähigkeit der Böden – ein entscheidender Vorteil angesichts zunehmender Trockenperioden und des häufig geringen Anteils an organischem Kohlenstoff im Boden.
Das Projekt wird gemeinsam mit dem International Cotton Advisory Committee (ICAC), dem Centre de coopération internationale en Recherche Agronomique pour le Développement (CIRAD), dem kamerunischen Forschungsinstitut IRAD sowie dem Baumwollunternehmen SODECOTON umgesetzt – ein starker Verbund aus internationaler Expertise und lokaler Verankerung. Um die neue Praxis in die Fläche zu bringen, wurden 64 landwirtschaftliche Berater*innen – darunter drei Frauen – von SODECOTON im Umgang mit angereicherter Pflanzenkohle geschult. Sie begleiten seither die Landwirt*innen bei der Anwendung vor Ort. Der Erfolg lässt sich bereits messen: Die durchschnittlichen Erträge auf den Versuchsfeldern haben sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt – von 1,356 t/ha (2023) auf 2,956 t/ha in der Saison 2024/25. Auch wenn weitere Daten zur Verlässlichkeit dieser Entwicklung noch ausstehen, unterstreichen die bisherigen Ergebnisse das große Potenzial agrarökologischer Innovationen.
Intensive Wissensvermittlung und agrarökologische Innovation
Grundlage für diesen Erfolg ist die intensive Wissensvermittlung: Im Jahr 2024 wurden 6.968 Baumwollbäuerinnen und -bauern – darunter 573 Frauen – im Rahmen von Farmer Field Schools geschult. Zusätzlich erhielten 1.260 Produzent*innen individuelles Coaching, und 517 sogenannte Lead Farmers wurden durch gezielte Sensibilisierungsmaßnahmen eingebunden, um das Wissen in ihre Gemeinden weiterzutragen.
„In der Baumwollanbauzone gibt es Millionen Hektar degradiertes Land. Und wenn wir von degradiertem Land sprechen, meinen wir Land, das für den Anbau nicht geeignet ist. Deshalb begrüßen wir Biokohle, denn damit können wir die Produktivität leicht um bis zu 20%, 25% oder sogar 50% steigern.“
Benoit TEIZEM, Leiter der Abteilung Landwirtschaftliche Projekte, SODECOTON
Neben der verbesserten Reststoffnutzung setzt das Projekt auf weitere agrarökologische Innovationen: Es werden klimaresiliente Baumwollsorten erprobt sowie botanische Biopestizide auf Neem-Basis eingesetzt. Diese werden in Nanopartikel aus Maisprotein verkapselt, wodurch sie gegen UV-Strahlung stabilisiert werden und eine verlängerte Wirksamkeit im Feld zeigen.
Alle Maßnahmen verfolgen ein gemeinsames Ziel: Die Validierung, Anpassung und Verbreitung agrarökologischer Lösungen, die Kleinbäuerinnen und -bauern im Baumwollsektor eine zukunftsfähige Perspektive bieten – gerade angesichts zunehmender Wüstenbildung und Dürre. Es wird zusätzliches Potenzial darin gesehen, dass die Pflanzenkohle, die aus Baumwollstängeln hergestellt wird, bis zu 3 Tonnen CO2-Äquivalente im Boden speichern kann. Kleinbäuerliche Baumwollerzeuger*innen könnten somit durch den Verkauf von Kohlenstoffzertifikaten ein zusätzliches Einkommen erzielen.
Dieses Projekt ist Teil der Sustainable Agricultural Supply Chains Initiative (SASI) . Die SASI fördert grüne, faire und inklusive Agrarlieferketten. Gemeinsam mit Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft setzt sie Nachhaltigkeitshemen auf die Agenda und gestaltet den politischen Diskurs. Die Initiative wird von der GIZ im Auftrag des BMZ durchgeführt.