Stärkung von Einkaufspraktiken durch Assessmentverfahren und rechtliche Beratung
Europäische Einzelhändler prüfen derzeit, wie sich ihre eigenen Einkaufsentscheidungen auf Lieferanten, Produzenten und Arbeiter*innen in globalen Bananenlieferketten auswirken. Die Arbeitsgruppe des Deutschen Einzelhandels und weitere europäische Einzelhändler, koordiniert von IDH, arbeiten gemeinsam mit der Ethical Trading Initiative (ETI) daran, ihre Einkaufspraktiken zu bewerten und konkrete Verbesserungsmöglichkeiten abzuleiten. Parallel dazu hat die deutsche Arbeitsgruppe einen weiteren Prüffall beim Bundeskartellamt eingereicht, um rechtliche Möglichkeiten für einen abgestimmten Ansatz zu verantwortungsvolleren Preisstrategien auszuloten.
Die Erreichung existenzsichernder Löhne im Bananensektor erfordert Maßnahmen auf mehreren Ebenen. Eine wichtige Stellschraube sind die Einkaufsentscheidungen der Einzelhändler selbst, wie z.B. Preise, Zahlungsfristen oder Vertragslaufzeiten, die den Arbeitsalltag von Lieferanten und Arbeiter*innen maßgeblich prägen. Vor diesem Hintergrund führen die deutsche Arbeitsgruppe und weitere europäische Einzelhändler gemeinsam mit ETI und Banana Link eine umfassende Bewertung ihrer Einkaufspraktiken durch. Zu den teilnehmenden Unternehmen gehören Albert Heijn, Aldi Süd, Aldi Nord, Asda, Coop, Delhaize, Jumbo, Kaufland, Morrisons, REWE, Sainsbury’s und Tesco.
Umfassendes Assessment auf Sektorebene
Für die Analyse werden anonymisierte Perspektiven aller wichtigen Akteure in der Lieferkette gesammelt, mitunter von Importeuren, Exporteuren, Produzenten und Arbeiter*innen. ETI stellt hierbei sicher, dass sämtliche Informationen vertraulich behandelt werden, um einen offenen Austausch zu ermöglichen.
Auf Grundlage von „ETI’s Common Framework for Responsible Purchasing Practices in Food“ werden im Rahmen des Assessments unter anderem Themen wie Bedarfsplanung, Zahlungsbedingungen und Preisstrategien untersucht. Ziel ist es zu verstehen, wo Einkaufsentscheidungen Druck auslösen und wo Anpassungen für mehr Stabilität, Fairness und bessere Arbeitsbedingungen sorgen können. Die Gespräche mit Arbeitnehmervertretungen und Arbeiter*innen zielen darauf ab, den direkten Bezug zwischen kommerziellen Dynamiken und menschenrechtlichen Auswirkungen herzustellen.
Von Erkenntnis zur Umsetzung
Jeder Einzelhändler erhält einen individuellen Bericht mit anonymisierten und gebündelten Erkenntnissen aus der Lieferkette, die Stärken, Lücken und Verbesserungsmöglichkeiten sichtbar machen. Die anonymisierten Einzelergebnisse fließen zudem in einen Sektorbericht ein, der einen branchenweiten Vergleich ermöglicht und gemeinsame Herausforderungen sowie gute Beispiele hervorhebt. In der deutschen Arbeitsgruppe dienen diese Ergebnisse als Grundlage für Maßnahmenpläne, die 2026 gemeinsam mit ETI und im Austausch mit Lieferanten entwickelt werden.
Verantwortungsvolle Preisgestaltung im Kontext des Kartellrechts: Ein entscheidender Schritt nach vorn
Parallel dazu lässt die deutsche Arbeitsgruppe derzeit durch das Bundeskartellamt prüfen, ob Referenzpreise für existenzsichernde Löhne als gemeinsamer Ansatz für Mindestpreise auf Farmebene genutzt werden können. Dieser Prozess ist entscheidend, um effiziente Preisstrukturen zu entwickeln, die langfristig existenzsichernde Löhne unterstützen.
Durch die Analyse bestehender Einkaufspraktiken und die Prüfung zukünftiger Ansätze erhalten Einzelhändler klarere Orientierung, wie ihre geschäftlichen Entscheidungen zu menschenwürdiger Arbeit und existenzsichernden Löhnen beitragen können. Damit leisten sie einen Beitrag zu stabileren und gerechteren Partnerschaften entlang der gesamten Lieferkette.
