Partnerschaften für nachhaltige Baumwolle – Vier Jahre Sub-Saharan Cotton Initiative
Seit 2021 fördert die Sub-Saharan Cotton Initiative (SSCI) gemeinsam mit Partnerorganisationen aus sieben Ländern innovative Ansätze für eine gerechtere und nachhaltigere Baumwollproduktion. Zum Abschluss der vierjährigen Initiative zeigt sich: Zusammenarbeit, lokales Wissen und Zugang zu Trainings und Informationen sind der Schlüssel für klimaresiliente Landwirtschaft und stabile Einkommen im Baumwollsektor.
Von der Idee zur gemeinsamen Verantwortung
Die Sub-Saharan Cotton Initiative entstand 2021 aus einem Ideenwettbewerb. Ihr Ziel: Projekte zu fördern, die Baumwollanbau und -verarbeitung in afrikanischen Anbauregionen nachhaltiger, gerechter und widerstandsfähiger gestalten – gemeinsam mit den Menschen, die diesen Sektor tragen.
Aus zahlreichen Vorschlägen wurden vier Projekte ausgewählt, die in Benin, Côte d’Ivoire, Mosambik, Sambia, Tansania, Togo und Tschad umgesetzt wurden. Internationale und lokale Unternehmen sowie zivilgesellschaftliche Organisationen investierten gemeinsam fast fünf Millionen Euro.
Geteilte Herausforderungen, gemeinsame Lösungen

Kleinbäuerinnen und -bauern in den Baumwollregionen West-, Ost- und Südafrikas stehen vor ähnlichen Herausforderungen: unregelmäßige Niederschläge, Bodenerosion, steigende Produktionskosten. Diese Probleme sind nicht neu – sie hängen eng mit globalen Marktdynamiken und langjährigen Ungleichheiten im Baumwollhandel zusammen. Die SSCI-Projekte reagierten mit praxisnahen Ansätzen: agroökologische Methoden, Einkommensdiversifizierung, digitale Rückverfolgbarkeit und Wissenstransfer auf Augenhöhe.
Vier Projekte – Viele Perspektiven
1. Benin – Ökologischer Wandel von unten
In Benin unterstützte das von Pesticide Action Network UK (PAN UK) und lokalen Partnern geleitete Projekt Bäuerinnen und Bauern beim Übergang zum ökologischen Baumwollanbau.
„Für eine gute Ernte ist es wichtig, die Pflanzenreste im Boden einzuarbeiten – sie werden zu Dünger. Unsere Böden zeigen, dass wir organisch arbeiten," erzählt Rosaline Okou, Baumwollproduzentin aus Süd-Benin.
Die Initiative förderte Austausch unter Produzent*innen und legte den Grundstein für eine wachsende Bio-Baumwollbewegung im Land.
2. Tansania, Sambia und Côte d’Ivoire – Stimmen aus dem Projekt Cotton4Impact
Unter der Leitung von Paul Reinhart AG wurden gemeinsam mit Alliance Ginneries Ltd (Tansania und Sambia) und Ivoire Coton neue Wege erprobt, um Wissen, Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette zu stärken. Mehr als 1.200 Produzent*innen wurden befragt, um zu verstehen, was sich verändert hat.
„Dank Ivoire Coton konnte ich ein Haus bauen und meine Kinder zur Schule schicken,“ berichtet ein Landwirt aus Côte d’Ivoire.
„Durch die Beratung und höhere Preise konnte ich eine eigene Farm kaufen,“ sagt eine Bäuerin aus Tansania.
Neun von zehn Befragten gaben an, dass sich ihre Lebensqualität verbessert hat – durch höhere Preise, bessere Anbaumethoden oder geringere Produktionskosten. Die Befragung zeigte aber auch strukturelle Hürden: hohe Kosten für Betriebsmittel, verspätete Lieferungen, fehlende Finanzierungsmöglichkeiten. Die Produzent*innen machten klar, dass echte Nachhaltigkeit nur durch verlässliche Partnerschaften erreichbar ist. Cotton4Impact etablierte eine digitale Austausch- und Lernplattform, um die Kommunikation zwischen Produzent*innen und Entkernungsbetrieben zu verbessern.
3. Côte d’Ivoire, Mosambik und Sambia – CAR-iSMa und die Kraft gemeinsamer Innovation
Das Projekt CAR-iSMa (Climate Adaptation and Resilience in Sustainable Management of Cotton) wurde von der Aid by Trade Foundation mit Partnerunternehmen in drei Ländern umgesetzt. Ziel: Bodenfruchtbarkeit stärken, Biodiversität zu fördern und Wissen regional vernetzen.
„Ich wollte zeigen, dass man bessere Erträge erzielen kann, wenn man den Boden gut behandelt,“ sagt João Aquibo, Baumwollproduzent in der Niassa-Region (Mosambik).
João testete Kompost und Biochar, experimentierte mit Mischkulturen und erreichte doppelt so hohe Erträge wie zuvor. Seine Erfahrungen teilt er mit Nachbar*innen – ein Beispiel dafür, wie lokale Innovationskraft Veränderung antreibt. Im Projekt tauschten Teams aus Mosambik und Sambia ihr Wissen aus und entwickelten Lernmaterialien.
„Solche Begegnungen schaffen Vertrauen und zeigen, dass gleichberechtigter Wissensaustausch die Grundlage für Resilienz ist,“ erklärt eine Trainerin aus Sambia.
4. Côte d’Ivoire, Togo und Tschad – Kooperation für mehr Resilienz
Gemeinsam mit Solidaridad West Africa und OlamAgri arbeiteten Landwirt*innen und Kooperativen daran, ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Klima- und Marktschwankungen zu stärken. Dazu gehörten Schulungen zu nachhaltiger Landwirtschaft sowie Sensibilisierung für Umwelt- und Sozialthemen wie Kinderarbeit. Das Projekt unterstützte zudem die Gründung von Spar- und Kreditgruppen, um den Zugang zu Finanzierungen zu verbessern und alternative Einkommensquellen jenseits des Baumwollanbaus zu fördern.

Für eine gute Ernte ist es wichtig, die Pflanzenreste im Boden einzuarbeiten – sie werden zu Dünger. Unsere Böden zeigen, dass wir organisch arbeiten
Ergebnisse und Lernprozesse

Insgesamt erreichten die vier Projekte über 250.000 Baumwollproduzent*innen.
- Finanzielle Selbstorganisation: In über 500 Village Savings and Loan Associations (VSLAs) organisierten sich vor allem Frauen, um Kredite zu vergeben und Investitionen selbst zu steuern.
- Agroökologisches Wissen: In Farmer Field Schools lernten Produzent*innen voneinander – durch Versuchsfelder, Austausch und praxisnahe Schulungen.
- Bodengesundheit: Kompost, Biochar, Fruchtfolgen und regenerative Methoden reduzierten den Einsatz chemischer Düngemittel und stärkten die lokale Ernährungssouveränität.
- Digitale Transparenz: Mobile Apps zur Rückverfolgbarkeit machten Lieferketten transparenter und verbesserten den Informationsfluss zu den Produzent*innen.
Perspektiven für die Zukunft
In Benin läuft bereits eine zweite Phase der Bio-Baumwollförderung; das CAR-iSMa-Netzwerk teilt seine Materialien mit anderen Cotton made in Africa-Partnern; Cotton4Impact nutzt die gewonnenen Daten, um weitere Verbesserungen in der Lieferkette anzustoßen.
Schlussgedanke
Indem Produzent*innen, lokale Unternehmen und internationale Partner gemeinsam handeln, entsteht ein anderes Bild von Zusammenarbeit: weg von „Förderung“, hin zu Partnerschaft, Teilhabe und gegenseitigem Lernen.
Die Geschichten von Rosaline, João und Jennifer stehen stellvertretend für Tausende andere – sie zeigen, dass Wandel in der Baumwollproduktion dort beginnt, wo Stimmen gehört und Erfahrungen geteilt werden.