15. Dezember 2023

Erweiterte Erkenntnisse und Verifizierung von Lohndaten aus mehreren Beschaffungsländern

Im Rahmen des Bananenprojekts der Arbeitsgruppe des deutschen Einzelhandels konnte im Jahr 2023 der Umfang der Lohndatenanalysen signifikant erweitert werden. Während die Auswertung im Jahr 2022 ausschließlich auf Daten des Beschaffungslands Ecuador aus dem Jahr 2021 beruhte, wurde das Projekt nun auf weitere Schwerpunktländer ausgeweitet.

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Im Jahr 2023 erfassten Produzent*innen von 400 Plantagen – insgesamt 41.596 Mitarbeitende – ihre Lohndaten für 2022 eigenständig und luden diese auf der IDH-Plattform hoch. Die Analyse umfasste Bananenplantagen in Ecuador, Costa Rica, Kolumbien, der Dominikanischen Republik und Peru und liefert somit einen umfassenden Einblick in die Lohnbedingungen des Sektors. 

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Aggregierte Ergebnisse zeigen, dass 37,5% der Beschäftigten (15.612 Arbeitnehmende) unterhalb eines existenzsichernden Lohns verdienen, mit einer durchschnittlichen Lohnlücke von 16,33% über alle teilnehmenden Plantagen hinweg. Die Daten zeigen jedoch auch, dass die Lohnlücke zwischen den Ländern erheblich variiert, was Unterschiede in den lokalen Lohnstrukturen, Produktionsbedingungen und Benchmarks für existenzsichernde Löhne widerspiegelt. Eine disaggregierte Analyse nach Geschlecht verdeutlicht weitere Ungleichheiten: Unter den männlichen Beschäftigten (36.497 Arbeitnehmer) verdienen 36,3% unterhalb des existenzsichernden Lohns, mit einer durchschnittlichen Lohnlücke von 15,85%. Bei den weiblichen Beschäftigten (5.099 Arbeitnehmerinnen) liegt der Anteil unterhalb des existenzsichernden Lohns bei 46%, mit einer höheren durchschnittlichen Lohnlücke von 19,39%.

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Aus den Erfahrungen früherer Analysen von Lohndaten, die überwiegend auf selbstberichteten Daten und Fernvalidierungen basierten, wurden Vor-Ort-Verifizierungen als integraler Bestandteil des Projekts eingeführt, um die Zuverlässigkeit und Qualität der selbstberichteten Lohndaten sicherzustellen. Insgesamt wurden 92 Vor-Ort-Verifizierungen der IDH-Lohnmatrix 2022 durch FLOCERT, eine unabhängige Zertifizierungsstelle, auf ausgewählten Bananenplantagen durchgeführt. Um den Prozess zu optimieren und die Verifizierungsbelastung für die Produzent*innen zu reduzieren, koordinierte die GIZ die Stichprobenauswahl eng mit anderen europäischen Einzelhandelsinitiativen unter der Leitung von IDH.

68% der Plantagen (63 Plantagen) erhielten ein positives Verifizierungsergebnis, welches die korrekte Anwendung der IDH-Lohnmatrix und die Konsistenz der Daten bestätigte. Bei diesen Plantagen zeigten 60% eine Lohnlücke für durchschnittlich 50% der Beschäftigten, mit einer durchschnittlichen Lohnlücke von 17%. Die verbleibenden 32% (29 Plantagen) zeigten Abweichungen auf, meist aufgrund von Fehlern bei der Kategorisierung der Beschäftigten, fehlerhafter Erfassung von Überstunden oder der Einbeziehung nicht anwendbarer Boni. Bei diesen Plantagen mit negativem Ergebnis zeigte 20% eine Lohnlücke für durchschnittlich 41% der Beschäftigten, mit einer durchschnittlichen Lohnlücke von 18%.

Die Verifizierungsübung bestätigte, dass die Mehrheit der Produzent*innen in der Lage ist, die IDH-Lohnmatrix zuverlässig anzuwenden, verdeutlichte jedoch auch den Bedarf an kontinuierlicher Kapazitätsentwicklung und technischer Unterstützung, um eine genaue Datenerfassung auf allen Plantagen sicherzustellen.

FLOCERT und die Auditor*innen empfahlen:

  • Die Stärkung der Trainings zu Konzepten existenzsichernder Löhne und zur Anwendung der Lohnmatrix,
  • Die Abstimmung und Vereinheitlichung der Datenerfassungssysteme, um manuelle Eingabefehler zu verringern, sowie
  • Den Einsatz automatisierter Datenqualitätsprüfungen zur frühzeitigen Erkennung von Inkonsistenzen.

Insgesamt bildet die Kombination aus einer erweiterten Datenerhebung, geschlechtersensitiven Analysen und unabhängigen Drittverifizierungen eine fundierte Grundlage für evidenzbasierte Maßnahmen zur Schließung der Lohnlücke für existenzsichernde Löhne sowie zur Förderung fairer und nachhaltiger Löhne in der globalen Bananenlieferkette. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen direkt in die laufende Weiterentwicklung und Optimierung des Bananenprojekts ein.