Auf dem Weg zu existenzsichernden Einkommen in Kaffeelieferketten: Neue Initiative der EH-AG startet Projektumsetzung
Die Arbeitsgruppe des dt. Einzelhandels (EH-AG) hat ein gemeinsames Projekt zu existenzsichernden Einkommen initiiert, um die Lebensgrundlage von kleinbäuerlichen Kaffeeproduzent*innen in Honduras und Peru zu stärken.
Die Sicherstellung existenzsichernder Einkommen in globalen Lieferketten ist zu einer der zentralen Herausforderungen unserer Zeit geworden – und sie ist weit mehr als eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Über die Bekämpfung von Ungleichheit und Armut hinaus geht es darum, die Resilienz, Nachhaltigkeit und langfristige Stabilität der Unternehmen zu stärken, die von diesen Lieferketten abhängig sind. Letztlich bedeutet dies auch, den Zugang zu Rohstoffen zu sichern und – im Fall von Kaffee – die Möglichkeit für uns als Verbraucher*innen zu bewahren, ihn auch in Zukunft genießen zu können.
Nachdem bereits ein erstes Projekt zu existenzsichernden Löhnen im Bananensektor gestartet wurde, hat die EH-AG nun ein gemeinsames Projekt zu existenzsichernden Einkommen ins Leben gerufen, um die Lebensgrundlagen von kleinbäuerlichen Kaffeeproduzent*innen in Honduras und Peru zu stärken. dm-drogerie markt, Kaufland, Lidl und die REWE Group möchten ihrer Verantwortung als europäische Unternehmen gerecht werden und existenzsichernde Einkommen in ihren Lieferketten fördern. Die Initiative zielt darauf ab, durch kooperative, vorwettbewerbliche Maßnahmen systemische Veränderungen im Kaffeesektor anzustoßen – statt auf individuelle Lösungen zu setzen.
Gemeinsam für nachhaltige Veränderung – Die drei strategischen Ziele
Das Projekt verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der auf drei strategischen Zielen beruht:
- Verantwortungsvolle Einkaufpraktiken:
Durch mehr Transparenz, langfristige Handelsbeziehungen und Preismechanismen, die dazu beitragen, Einkommenslücken zu schließen, sollen Einzelhändler Lieferkettenstrukturen so gestalten, dass existenzsichernde Einkommen möglich werden. - Resiliente und effiziente Produktionssysteme:
Die Stärkung von Produzentenorganisationen, die Steigerung von Erträgen, die Diversifizierung von Einkommensquellen und die Förderung der Geschlechtergerechtigkeit stehen im Mittelpunkt, um Kaffeeproduzent:innen stabile und nachhaltige Haushaltseinkommen zu ermöglichen. - Zusammenarbeit und Austausch auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene:
Durch Partnerschaften mit Organisationen die Standards definieren sowie nationalen und internationalen Initiativen des Sektors möchte das Projekt Synergien nutzen und die Rahmenbedingungen auf Sektor- und Politikebene verbessern.
Diese Ziele werden durch einen Fokus auf Querschnittsthemen ergänzt, der die Geschlechtergerechtigkeit und die Stärkung marginalisierter Gruppen – darunter Frauen, indigene Gemeinschaften und Jugendliche – in den Mittelpunkt stellt.
Von der Strategie zur Umsetzung: Der Fahrplan bis 2027
Auf Grundlage der drei definierten Ziele hat die Arbeitsgruppe einen Arbeitsplan für die Projektumsetzung bis Oktober 2027 erarbeitet. Die EH-AG hat sich dafür auf konkrete Maßnahmenpakete geeinigt, um ihre Vision existenzsichernder Einkommen umzusetzen. Der Weg beginnt mit der Erfassung der Lieferketten ihrer Eigenmarkenprodukte in Honduras und Peru. Ein besseres Verständnis der Lieferketten ermöglicht es, konkrete Prioritäten für die Umsetzung der Maßnahmen auf Farm- und Kooperativenebene festzulegen. Dafür werden alle relevanten Stakeholder zu Bedarfen, bereits bestehenden Aktivitäten sowie laufenden Projekten und Programmen auf regionaler und nationaler Ebene konsultiert. Die tatsächlichen Haushaltseinkommen der teilnehmenden Produzent*innen werden zu Beginn des Projekts im Rahmen einer Baseline-Erhebung gemäß den Messmethoden der Living Income Community of Practice (LICoP) erhoben.
Aufbauend auf dieser Grundlage möchte die Gruppe ein gemeinsames Verständnis verantwortungsvoller Einkaufpraktiken (RPP) im Kaffeesektor entwickeln (in Anlehnung an den „Grounds for Sharing“-Prozess der Global Coffee Platform). In einem weiteren Schritt werden Empfehlungen und Aktionspläne erarbeitet, wie Einzelhändler ihre Einkaufpraktiken im Kaffeesektor anpassen können. Darüber hinaus wird die Gruppe gemeinsam mit Fairtrade Deutschland und Fairtrade International Mechanismen für einen Referenzpreis für existenzsichernde Einkommen entwickeln und pilotieren.
Parallel dazu unterstützen lokale Partner in Honduras und Peru Produzent*innen und Kooperativen durch Schulungen und technische Beratung. Im Mittelpunkt stehen Produktivitätssteigerungen, die Verbesserung der finanziellen Kompetenzen sowie die Förderung nachhaltiger Praktiken wie Agroforstwirtschaft und Anbauvielfalt – alles wichtige Bausteine für eine widerstandsfähige Lebensgrundlage. Die Stärkung der Kapazitäten von Produzentenorganisationen ist ein weiterer entscheidender Erfolgsfaktor des Projekts.
Schließlich arbeitet die Arbeitsgruppe mit nationalen und internationalen Stakeholdern zusammen, um die Wirkung des Projekts auszuweiten. Durch die Kooperation mit anderen Initiativen und die Erprobung innovativer Instrumente – etwa digitaler Systeme für Rückverfolgbarkeit und Monitoring – möchte die Gruppe skalierbare Lösungen für den gesamten Sektor entwickeln und sicherstellen, dass die positiven Effekte über die Pilotphase hinausreichen.
Regelmäßiges Monitoring, Zwischenevaluierungen und transparente Berichterstattung gewährleisten eine transparente Rechenschaft und kontinuierliches Lernen während des gesamten Projektzyklus.
