Äthiopien zeigt, wie Rückverfolgbarkeit Wälder und die Zukunft des Kaffees schützen kann
Internationale Unternehmen und Verbraucher verlangen zunehmend Nachweise statt bloßer Versprechen, dass ihr Kaffee entwaldungsfrei ist. Äthiopien hat nun einen Schritt nach vorn gemacht. Das berühmteste Exportprodukt des Landes - Kaffee - trägt nun einen digitalen Fußabdruck.
Am 28. Oktober 2025 trafen sich Regierungsvertreter, Exporteure und internationale Händler in Addis Abeba zum Validierungs-Workshop des Ethiopian Coffee Traceability Management System (ECTMS).
Das System wurde gemeinsam - von der Ethiopian Coffee and Tea Authority (ECTA) und dem von der GIZ umgesetzten SUVASE-Projekt (Sustainability and Value-Added in Supply Chains Ethiopia) entwickelt. Die technische Umsetzung erfolgte durch Vulcan ICT. In einem Markt, wo der Handel von der EU-Entwaldungsverordnung und globalen Nachhaltigkeitsanforderungen bestimmt ist, kommt dieser Schritt genau zur richtigen Zeit.
Rückverfolgbarkeit von der Produktion bis zum Export von äthiopischem Kaffee.
Um Zugang zum EU-Markt zu erhalten, müssen importierende Unternehmen Nachweise liefern, dass ihre Produkte nicht zur Abholzung von Wäldern beitragen. Ohne diese Nachweise drohen wichtige Märkte, wie die EU für Produktionsländer wegzubrechen. Für eine Kaffeeweltmacht wie Äthiopien ist das existenziell. Das neue System ermöglicht nun die Erfassung von Geodaten der Kaffeefarmen über eine App. Diese bietet eine Dokumentation der Warenflüsse sowie eine Risikoanalyse der Anbauflächen hinsichtlich eines potenziellen Risikos für Entwaldung. Damit hat Äthiopien nicht nur ein nutzerfreundliches digitales Managementsystem für seine Kaffee-Lieferketten geschafft, sondern unterstützt auch Importeure dabei Informationen zu beschaffen, die diese für den Verkauf des Kaffees auf dem EU-Markt benötigen.
Jeder Kaffeefarmstandort kann nun per App erfasst wird und beinhaltet einer Einschätzung, ob die bewirtschaftete Fläche möglicherweise ein Entwaldungsrisiko birgt. Damit kann Äthiopien nicht nur glaubwürdig belegen, dass sein Kaffee „sauber“ produziert wurde, sondern schützt auch aktiv seine Wälder.
Für die Bauern bedeutet das: bessere Marktchancen, stabilere Preise, Zukunftssicherheit. Und für die Natur: weniger Druck auf wertvolle Ökosysteme.
Monatelange Arbeit - und ein erfolgreicher Praxistest

Das System entstand nicht über Nacht, sondern wurde in monatelangen Konsultationen, Feldtests und im engen Austausch mit allen Akteuren der Lieferkette weiterentwickelt. Erst Anfang dieses Monats wurde das System im Sidama-Gebiet, einer der Wiegen äthiopischen Kaffees, unter echten Bedingungen getestet. Und es funktioniert.
Beim Workshop betonte ECTA-Generaldirektor Dr. Adugna Debela, wie entscheidend vertrauenswürdige Rückverfolgbarkeit inzwischen für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes ist - und dass ECTMS genau dieses Vertrauen schafft.
„Wir setzen auf Technologie, um Rückverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit im äthiopischen Kaffeesektor zu stärken. So verbessern wir den Marktzugang und erhöhen das Einkommen unserer Bäuerinnen und Bauern zu,“ erklärte Hawi Atomsa, ITC-Exekutivdirektorin und Projektkoordinatorin bei ECTA.
Für Vulcan ICT, das äthiopische Softwareunternehmen hinter dem System, ist das Projekt auch ein technologischer Meilenstein für das Land: „Wir sind stolz darauf, das ECTMS entwickelt zu haben - ein System, das die äthiopische Kaffee-Wertschöpfungskette digital transformiert und den Sektor befähigt, globale Standards souverän zu erfüllen,“ so Geschäftsführer Henok Alemayehu.
Ein Blick in die Zukunft
Äthiopien zeigt, wie Fortschritt aussehen kann, wenn Politik, Technologien und Produzenten gemeinsam handeln. Rückverfolgbarkeit ist kein trockener Fachbegriff - sie ist ein Werkzeug, das Wälder schützt, Menschen stärkt und Qualität sichtbar macht.
