SDDR3042.JPG Manjulaben und Narayanbhai Prajapati (Copyright: RDFC)

Auf dem Weg zu Biobaumwolle: Die Auswirkungen von nachhaltiger Landwirtschaft in Gujarat

In der trockenen und oft herausfordernden Landschaft von Gujarat, Indien, erleben kleinbäuerliche Familien eine bemerkenswerte Transformation: den Übergang von konventionellem zu ökologischem und sozial verträglichem Baumwollanbau. 

Die Initiative Vom Feld in den Fanshop bietet nicht nur Trainings und den Ausgleich von Ernteausfällen, sondern sichert auch die Abnahme festgelegter Mengen Baumwolle für Fanartikel. Gleichzeitig fördert sie die nächste Generation von Baumwollbäuerinnen und -bauern durch Sportprogramme und Bildungsangebote. 

Der Übergang zu „Baumwolle in Umstellung“ oder cotton in conversion ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu zertifizierter Biobaumwolle. Während dieser bis zu drei Jahre dauernden Übergangszeit müssen die Böden zunächst von den Rückständen chemischer Pestizide befreit werden, was zu bis zu 40 Prozent geringeren Ernteerträgen führen kann. 

Ohne die Möglichkeit, höhere Preise für zertifizierte Biobaumwolle zu erzielen, stehen die Bäuerinnen und Bauern vor großen Herausforderungen. Doch durch die garantierte Abnahme und die Kompensation von Ernteausfällen bietet die Initiative den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern die notwendige Unterstützung, um diese schwierige Phase zu überstehen und eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten.

Lesen Sie hier mehr über die tiefgreifenden Veränderungen, die diese ganzheitliche Initiative in den teilnehmenden Gemeinden bewirkt.

Kanjibhai und Jamnaben Bhojak: Umstieg auf nachhaltige Praktiken

Kanjibhai Gopalbhai Bhojak, ein 70-jähriger Landwirt aus Ganeshpur im Bundesstaat Gujarat, und seine Frau Jamnaben Bhojak stellen mit Unterstützung der Initiative Vom Feld in den Fanshop auf Bio-Baumwolle um. Die Familie bewirtschaftet seit Generationen eigenes Land, darunter 2,6 Hektar Baumwollfelder. Zunächst hatte Kanjibhai Bedenken, auf biologischen Anbau umzusteigen, da er um die Erntemengen fürchtete. Kanjibhai und seine Familie haben aktiv an Schulungen der Initiative teilgenommen, um ihr Wissen über biologische Anbaumethoden zu erweitern, und sind jetzt überzeugt von der Vorgehensweise. 

 „Unsere Gesamtkosten sind gesunken, vor allem jetzt, da wir keine Ausgaben für Pestizide und Düngemittel haben“, erklärt Kanjibhai. Der neue Fokus senkt nicht nur Kosten, sondern verbessert die Bodengesundheit. „Der Boden ist weicher, speichert mehr Wasser und ich brauche weniger Bewässerung“, stellt er fest. Die Qualität der Lebensmittel, die die Familie für den Eigenbedarf anbaut, hat sich ebenfalls verbessert. Kanjibhais Interesse an Weiterbildung ist offensichtlich: „Ich habe an jeder einzelnen Schulung im Rahmen des Programms teilgenommen, wenn es möglich war.“ 

Jamnaben fügt hinzu: „Ich habe mir den Bio-Kalender angesehen und an einigen Schulungen teilgenommen, um mehr über die Pflanzen zu lernen und die Bodenernährung und -qualität zu verstehen.“ Trotz Herausforderungen wie Überschwemmungen und starken Hitzewellen engagiert sich das Ehepaar für das Projekt und möchte dessen Reichweite ausweiten. 

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Kanjibhai Gopalbhai Bhojak and Jamnaben Bhojak (Copyright: RDFC)

„Ich möchte das Projekt weiterführen und dafür sorgen, dass noch mehr Landwirte darin geschult werden“, sagt Kanjibhai. Er ist überzeugt von den Vorteilen des biologischen Anbaus und möchte andere dazu ermutigen, ebenfalls auf nachhaltige Praktiken umzusteigen, um die positiven Effekte langfristig zu sichern. Seine Frau hofft, dass gerade andere Bäuerinnen weiterhin daran beteiligt sein werden, die Anbaupraktiken zu verbessern. Auch andere Bauernfamilien in der Umgebung sind von Praktiken wie ökologischen Düngemitteln überzeugt:

Manjulaben und Narayanbhai Prajapati: Ökologische Düngemittel und Umweltschutz

Manjulaben Prajapati, die an der Seite ihres Mannes Narayanbhai arbeitet, hat sich ebenfalls dem ökologischen Landbau verschrieben. „Ich mache 75 % der Arbeit, zum Beispiel Aussaat, Bewässerung, Unkrautjäten und Baumwollpflücken“, sagt sie. Die Bemühungen des Ehepaars konzentrieren sich auf die Verwendung natürlicher Materialien, deren Herstellung sie im Rahmen von Projektschulungen erlernt haben. 

Unter anderem haben sie geübt, biologische Mittel wie Dashparni Ark herzustellen, eine Mischung aus verschiedenen Blättern, Ingwer und Kurkuma, die als natürliches Pestizid und Düngemittel wirken. „Wir können einfach die natürlichen Ressourcen nutzen können, die uns zur Verfügung stehen“, sagt sie begeistert. Kunstdünger wie Harnstoff oder Diammonium-Phosphate (DAP) sind nun nicht mehr nötig. 

Die Vorteile dieser natürlichen Praktiken sind im Alltag bereits zu erkennen: „Unnötige Ausgaben haben sich verringert, und wir möchten langfristig mit dem Projekt verbunden bleiben.“ Sie beobachtet auch die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und stellt fest, dass es notwendig ist, die natürlichen Ressourcen zu erhalten. „Wir wussten das von klein auf und von Generation zu Generation. Im Rahmen der Trainings haben wir gelernt, wie wir den ökologischen Landbau standardisieren können.“ 

Die Landwirte beobachten den Klimawandel in Form von intensiveren Überschwemmungen und Stürmen sowie Dürreperioden. Eine weitere große Herausforderung ist die zunehmende Hitze: Im Sommer 2024 sind die Temperaturen auf fast 50 °C gestiegen. Diese ungewöhnlichen Hitzewellen werden den Landwirten und ihren Pflanzen das Leben schwer machen - aber dennoch bleiben die Prajapatis dem ökologischen Landbau und dem Umweltschutz verpflichtet.

Mina Vora: Die Chancen von Bio-Standards 

Mina Vora arbeitet bei der der Bauernkooperative Rapar and Dhrangadhra Farmers Producers Company Ltd (RDFC), die die Bäuerinnen und Bauern bei der Teilnahme an der Initiative vom Feld in den Fanshop unterstützt. Sie hat die Herausforderungen und Erfolge des Projekts aus erster Hand miterlebt.  Im Gespräch betont Mina den gemeinschaftsweiten Nutzen des Projekts: „Wir unterstützen sie von der Aussaat bis zum Verkauf auf dem Markt. Wir arbeiten mit allen in der Gemeinde zusammen, um die Lebensgrundlage und das Leben insgesamt zu verbessern“.

„Jede plötzliche Veränderung ist eine Herausforderung, egal ob es um Chemikalien oder Düngemittel geht“, erklärt Mina. Die Umstellung auf Bio-Baumwolle bedeutet für einkommensschwache Kleinbäuerinnen und -bauern ein hohes wirtschaftliches Risiko. Daher gilt es, Hürden wie Ertragseinbußen während der Umstellungsphase zu überwinden und die laufende Unterstützung der kleinbäuerlichen Familien sicherzustellen. Sie betont, wie wichtig hochwertiges Saatgut und eine kontinuierliche Unterstützung bei der Einhaltung von Bio-Standards sind.

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Mina Vora (Copyright: RDFC)

Blick in die Zukunft: Soziale Gerechtigkeit 

Die Einbindung lokaler Gemeinschaften sowohl in den ökologischen Landbau als auch in den Sport hat die Perspektiven vieler Gemeindemitglieder verändert. Ihre Geschichten veranschaulichen die tiefgreifenden Auswirkungen der Kombination von nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken mit umfassenderen Zielen der Gemeindeentwicklung und des Umweltschutzes. Von verbesserten Anbaumethoden bis hin zu mehr sozialer Gleichberechtigung und persönlichem Wachstum - der Weg in eine nachhaltigere und gerechtere Zukunft in den vielseitigen Gemeinden Gujarats entwickelt sich weiter.