FIT for FAIR
Agrarlieferketten sichern den Lebensunterhalt von Milliarden Menschen, sind jedoch häufig mit schwerwiegenden ökologischen und sozialen Herausforderungen verbunden – etwa Entwaldung, Kinderarbeit und schlechten Arbeitsbedingungen. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, haben Deutschland und die EU Sorgfaltspflichtenregulierungen eingeführt. Dazu zählen das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) sowie die EU-Richtlinie über unternehmerische Sorgfaltspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD). Diese verpflichten Unternehmen dazu, entlang ihrer globalen Wertschöpfungsketten konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um Umwelt- und Menschenrechtsrisiken zu identifizieren, vorzubeugen, zu beheben und zu mindern.

Projektziele

FIT for FAIR Partner Länder
FIT for FAIR hat das Ziel, Partnerländer dabei zu unterstützen, ein förderliches rechtlich-politisches Umfeld zu schaffen, das relevanten Akteuren entlang der Lieferkette die Umsetzung des deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG), der EU-Richtlinie über unternehmerische Sorgfaltspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit (CSDDD) sowie der EU-Verordnung über entwaldungsfreie Produkte (EUDR) erleichtert. Damit stärkt das Vorhaben die Voraussetzungen für einen verbesserten Zugang der Partnerländer zu den deutschen und europäischen Märkten.
Projektumsetzung

Das Projekt informiert über die Inhalte und Anforderungen des LkSG, der EUDR und der CSDDD. Es analysiert bestehende nationale Gesetzgebung und politische Rahmenbedingungen in den Partnerländern und vergleicht diese mit den europäischen und deutschen Sorgfaltspflichtregulierungen. Auf dieser Grundlage entsteht eine sogenannte Gap-Analyse, die bestehende Lücken identifiziert. Darauf aufbauend werden in einem partizipativen Multistakeholderprozess politische Handlungsempfehlungen entwickelt, die eine Annäherung an die europäischen und deutschen Vorgaben unterstützen, und an Entscheidungsträgerinnen und -träger in den Partnerländern adressiert.
Ein besonderer Fokus liegt auf der Förderung eines Umfelds, das den Aufbau kleinbäuerlich inklusiver Lieferketten ermöglicht. Um den Wissensaustausch und die Netzwerkbildung zu stärken, werden die gewonnenen Erkenntnisse auch mit politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern in Deutschland und Europa geteilt.
Projektpartner
Politischer Auftrag und Durchführungsorganisationen
Die Partnerorganisationen in den Projektländern des Projekts stellen fachliche Expertise bereit, koordinieren die Umsetzung vor Ort und dokumentieren die Projektaktivitäten. Staatliche Institutionen sichern die politische Rückendeckung, mobilisieren relevante Regierungsakteure, liefern zentrales Fachwissen und passen den nationalen Rechtsrahmen an die Anforderungen der Sorgfaltspflichtgesetze an. Zu den federführenden Partnern des FIT for FAIR-Projekts gehören der Conseil National des Exportations (CNE) in Côte d’Ivoire, die Ethiopian Coffee and Tea Authority (ECTA) in Äthiopien, die Colombian Confederation of Chambers of Commerce (Confecámaras) in Kolumbien sowie das United Nations Development Programme (UNDP) in Zusammenarbeit mit dem National Agricultural Export Board (NAEB) in Ruanda.
FIT for FAIR-Arbeitsgruppen
In jedem Partnerland werden Arbeitsgruppen eingerichtet, in denen zentrale Akteure aus Regierung, Zivilgesellschaft, Agrarverbände, Privatwirtschaft sowie Forschung und Entwicklung zusammenkommen. In Workshops tauschen sich die Mitglieder über Erfahrungen aus, benennen Herausforderungen und erarbeiten politische Handlungsoptionen zur Gestaltung eines förderlichen rechtlichen und politischen Rahmens, der betroffenen Unternehmen die Einhaltung europäischer und deutscher Sorgfaltspflichtenregulierungen ermöglicht. Nationale und internationale Expertinnen und Experten begleiten die Prozesse beratend.
Was wurde bisher erreicht?
Im März 2025 konnte in Kolumbien der erste Durchlauf der mit dem Partner vereinbarten Aktivitäten abgeschlossen werden. Unter der Leitung des kolumbianischen Dachverbands der Handelskammern (Confecámaras) konzentrierte sich das Vorhaben auf die Analyse der Lücken zwischen dem kolumbianischen Rechtsrahmen und den Anforderungen der EUDR, des LkSG und der CSDDD.
In nationalen und regionalen Workshops mit über 480 Teilnehmenden aus der Kaffee-, Palmöl- und Kakaolieferkette flossen Perspektiven von Produzent*innen, Unternehmen, Regierungsinstitutionen, Wissenschaft und Zivilgesellschaft ein. Die Analyse identifizierte nicht nur rechtliche Differenzen zwischen dem kolumbianischen Rechtsrahmen und den EU-Vorgaben, sondern beleuchtete auch praktische Umsetzungsdefizite vor Ort.
Als Ergebnis wurde ein „Sorgfaltspflichtenmodell für den kolumbianischen Agrarsektor“ entwickelt, das auf vier zentralen Bausteinen beruht: (1) Leitlinien und Standards, (2) Instrumente und Verfahren, (3) Kapazitäts- und Wissensaufbau sowie (4) Zusammenarbeit zwischen relevanten Akteuren. Eine Roadmap mit politischen Empfehlungen für kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen unterstützt die Umsetzung des Modells.
Im Juli 2025 starten Follow-up-Aktivitäten, die gemeinsam sowohl mit Confecámaras als auch mit Preferred by Nature umgesetzt werden. Im Focus werden die gegenseitigen Erwartungen und Herausforderungen von kolumbianischen Produzenten und Exporteuren auf der einen Seite und von europäischen Unternehmen auf der anderen Seite stehen.
Am 3. Juli wurde das FIT for FAIR Projekt in Côte d’Ivoire nach 18 Monaten intensiver Zusammenarbeit abgeschlossen. Unter Leitung des nationalen Exportrates (Conseil National des Exportations – CNE) und mit Unterstützung der GIZ und SASI brachte das Projekt Akteure aus Regierung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft zusammen, um zentrale Themen wie Rückverfolgbarkeit, Kinder- und Menschenrecht, Umwelt- und Waldschutz sowie existenzsichernde Einkommen zu diskutieren. Eine umfassende Analyse des rechtlichen Rahmens zeigte Fortschritte wie das nationale Rückverfolgbarkeitssystem im Kakaosektor, eine Landnutzungskarte sowie einen umfassenden Rechtsrahmen, benannte aber auch Herausforderungen wie Umsetzungslücken der Gesetze, eingeschränkte Landrechte für Frauen sowie fehlende Interoperabilität der Rückverfolgbarkeitssysteme. Die Ergebnisse mündeten in konkreten politischen Handlungsempfehlungen und einen Fahrplan, der bei der Abschlussveranstaltung an Schlüsselministerien und das Kabinett des Premierministers übergeben wurde. Zur weiteren Umsetzung und Nachverfolgung wurde von CNE eine Taskforce für unternehmerische Sorgfaltspflichten ins Leben gerufen.
In Äthiopien arbeitet das Projekt gemeinsam mit der Ethiopian Coffee and Tea Authority (ECTA) an der Entwicklung politischer Empfehlungen. Nach einem Auftaktworkshop mit knapp 40 Teilnehmenden wurde eine Multi-Stakeholder-Arbeitsgruppe eingerichtet. In drei weiteren Sitzungen kamen zentrale Vertreter*innen aus Regierung und Privatwirtschaft zusammen, um erste Ansätze zu diskutieren. Nach der Vorlage von vorläufigen Kurzberichten bei ECTA im Juli 2025 soll ein umfassender Länderbericht in Kürze fertiggesellt und auf einem Validierungsworkshop im Oktober 2025 vorgestellt werden.

Das Projekt FIT for FAIR wird zu einem Zeitpunkt umgesetzt, in dem es zwingend notwendig wird, unsere Praktiken zu überdenken, Nachhaltigkeitsstandards in unsere Wertschöpfungsketten zu integrieren und sicherzustellen, dass unsere Produkte die neuen Anforderungen der europäischen Märkte erfüllen. Dies ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine Chance, unsere Wirtschaft umzugestalten, unsere Wälder zu erhalten und eine nachhaltige Entwicklung in Côte d'Ivoire zu fördern
Ausblick
Im weiteren Verlauf des Projekts werden in jedem der sechs Partnerländer folgende Ergebnisse angestrebt:
- Eine fundierte Bestandsaufnahme des nationalen Rahmens zur unternehmerischen Sorgfaltspflicht wurde abgeschlossen – einschließlich Gesetzgebung, Standards, institutioneller Strukturen, Prozesse, strategischer Ausrichtung und politischer Rahmenbedingungen.
- Darauf aufbauend wurde eine Gap-Analyse zur Identifikation von Abweichungen gegenüber den Anforderungen der deutschen und europäischen Sorgfaltspflichtgesetzgebung erarbeitet.
- Konkrete Handlungsempfehlungen und Roadmaps wurden entwickelt und an politische Entscheidungsträgerinnen und -träger auf nationaler Ebene übermittelt.
- Ein tragfähiges, selbstorganisiertes Netzwerk wurde aufgebaut, das den Prozess auch über die Projektlaufzeit und das Engagement der GIZ hinaus aktiv begleitet. Es unterstützt die Umsetzung der entwickelten Ansätze in konkrete politische Maßnahmen.
- Die im Rahmen der Projektarbeit gewonnenen praktischen Erfahrungen zur Umsetzung von Sorgfaltspflichten – einschließlich Herausforderungen und Lösungsansätzen – werden an Entscheidungsträgerinnen und -träger in Deutschland und der EU zurückgespielt, um auch dort Impulse für die Weiterentwicklung politischer Strategien zu geben.
Weitere Informationen
- Projektergebnisse in Kolumbien einschließlich der Gap Analyse, Roadmap und Sorgfaltspflichtenmodells im kolumbianischen Agrarsektor: Alianzas Cooperación Internacional y Multilaterales - Confecámaras
- Projektergebnisse in Côte d’Ivoire, einschließlich Politikempfehlungen und Fahrplan (auf Französisch): RAPPORT D'ETUDES PROJET FIT for FAIR COTE D'IVOIRE - CNE
- Pressemitteilung des Conseil National des Exportations (CNE) zum Launch von FIT for FAIR in Côte d’Ivoire: LANCEMENT PROJET FIT FOR FAIR : La Côte d’Ivoire œuvre pour des produits d'exportation sans déforestation - CNE
- Video von Business24 Africa zum Abschlussevent (auf Französisch, mit automatischen englischen Untertiteln verfügbar): LUTTE CONTRE LA DÉFORESTATION : Des recommandations à la clôture du projet FIT FOR FAIR