Projekttagebuch – Geschichte 3

DSC_0916.jpeg
© Philippe Saner, Reinhart AG

Durch die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Unternehmen für Wetterintelligenz und -technologie, Meteomatics, unterstützen Reinhart AG und Alliance Ginneries Kleinbauern in Tansania und Sambia bei der Anpassung an den Klimawandel. Ziel ist es, die Erträge von Bio-Baumwolle um 15 bis 20 Prozent zu steigern.

Was wäre, wenn Sie eine vorhersehbare Wassermenge benötigen, um Baumwolle anzubauen, aber vollständig auf natürlichen Regen angewiesen sind, da Bewässerung keine Option ist? Was, wenn Sie die Wetterbedingungen über Generationen hinweg im Detail kannten, diese Muster jedoch durch den Klimawandel gestört wurden? In Afrika, wo 7 Prozent der weltweiten Baumwolle angebaut werden, kämpfen Kleinbauern zunehmend damit, durch traditionelle Methoden rentable Baumwollerträge zu erzielen. Doch was, wenn es eine Möglichkeit gäbe, die Erträge durch die Einführung von „Good Organic Agricultural Practices“ (GOAP) um 15 bis 20 Prozent zu steigern – vorausgesetzt, man hätte Zugang zu den nötigen Informationen?

Genau darum geht es bei „Cotton4Impact“: verlässliche Informationen über landwirtschaftliche Methoden und Wetterdaten bereitzustellen, um Baumwollbauern dabei zu unterstützen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Das Projekt wurde 2021 von der Paul Reinhart AG gemeinsam mit Alliance Ginneries Ltd aus Tansania und Sambia sowie Ivoire Coton aus der Elfenbeinküste ins Leben gerufen. Das Hauptziel ist es, die Baumwollproduktion langfristig zu steigern, indem Informationen über eine App bereitgestellt werden, die selbst in abgelegenen Gebieten von Beratern der Kleinbauern genutzt werden kann, wo die Farmen weit verstreut liegen.  

Im November 2024 ging Reinhart eine Partnerschaft mit Meteomatics ein, einem Unternehmen für Wetterintelligenz und -technologie mit Sitz in St. Gallen, Schweiz. Das Unternehmen liefert meteorologische Daten und präzise Wettervorhersagen – genau die Informationen, die Baumwollbauern benötigen, um ihre landwirtschaftlichen Tätigkeiten zu planen. In Zusammenarbeit mit Alliance Ginneries stellt Reinhart die maßgeschneiderten Wetterdaten von Meteomatics den Kleinbauern zur Verfügung. Finanziert wird das Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Rahmen der Cotton4Impact-Initiative. Ziel ist es, rund 12.000 Bauern in Tansania und 3.500 in Sambia zu erreichen.

Wetterdaten für Bauern zugänglich machen: 99 % Vorhersagegenauigkeit 

Während der Pilotphase im Dezember 2024 verglichen Reinhart und Alliance Ginneries die 10-Tage-Niederschlags- und Bodenfeuchtigkeitsvorhersagen von Meteomatics mit den Vor-Ort-Beobachtungen, um die Genauigkeit zu bewerten. „Die Ergebnisse waren extrem präzise, mit Regen- und Wolkenvorhersagen, die zu 99 Prozent mit den Beobachtungen übereinstimmten“, sagt Boaz Ogola, Geschäftsführer von Alliance Ginneries Tansania.  

In Sambia ist die Lage kritisch, da die Region unter einer schweren Dürre leidet und die Bauern sehnsüchtig auf Regen warten. „Angesichts der diesjährigen Dürre sind Regenvorhersagen für uns in Sambia entscheidend, da es nur enge Zeitfenster für die Aussaat gibt. Während der Pilotphase haben uns die Daten von Meteomatics unschätzbare Einblicke in diese Zeitfenster für ganze Bezirke geliefert“, sagt John Tembo, Betriebsleiter bei Alliance Ginneries Sambia.  

Nach Abschluss der Pilotphase wird Reinhart die hochauflösenden Wetterdaten von Meteomatics (auf 90 Meter genau heruntergebrochen) an seinen lokalen Partner Alliance Ginneries übergeben. Diese können die Daten dann interpretieren und per SMS an die Bauern weitergeben, sodass selbst diejenigen mit einfachen Mobiltelefonen die Updates erhalten können. In Zukunft könnten die Bauern sogar spezifische Informationen zu Regenfällen, Temperaturen und Bodenfeuchtigkeit erhalten, die genau auf ihre Farmen zugeschnitten sind.  

Diese Updates werden besonders während der Wachstumsperiode hilfreich sein, da sie die Bauern anleiten, den optimalen Zeitpunkt für die Aussaat auf Grundlage von Regenmustern zu wählen. Indem praktische Ratschläge angeboten werden, ermöglicht das Projekt den Bauern, fundierte Entscheidungen zu treffen und sich an die veränderten Wetterbedingungen anzupassen.  

„Der Zugriff auf Wetterdaten für ganze Gebiete mittels Polygonabfragen über die Meteomatics Weather API ist perfekt für dieses Projekt. Es ermöglicht uns, uns auf spezifische Baumwollfarmen in Tansania und Sambia zu konzentrieren – mit einer beeindruckenden Auflösung von 90 Metern“, sagt Dr. Matthias Häni, externer Berater des Cotton4Impact-Projekts.  
 

Technologie als Brücke

„Dieses Projekt zeigt, wie Technologie Lücken für Kleinbauern in abgelegenen Gebieten schließen kann“, sagt Dr. Philippe Saner, Leiter Nachhaltigkeit bei Reinhart. „Indem wir zuverlässige Wetterdaten zugänglich und umsetzbar machen, helfen wir den Bauern, sich an neue Herausforderungen anzupassen und bessere Zukunftsperspektiven zu schaffen.“  

Durch diese Zusammenarbeit wollen Reinhart und Meteomatics einen positiven Beitrag zur Baumwollproduktion in Tansania und Sambia leisten und zeigen, dass Technologie nachhaltige Landwirtschaft unterstützen und Lebensgrundlagen verbessern kann.

Über Meteomatics

Meteomatics ist ein Unternehmen für Wetterintelligenz und -technologie, das präzise Vorhersagen über die Auswirkungen von Wetter auf Unternehmen weltweit erstellt. Nahezu 700 Unternehmen, darunter CVS Health, Tesla, Swiss Re, Airbus, Toyota, Volkswagen und EDF Energy, verlassen sich auf Meteomatics für Wetterdaten, die sich auf Energieeinsparungen, Logistik, Prozessautomatisierung, Risikomanagement und Produktdesign auswirken können. Der robuste Ansatz des Unternehmens zur Erfassung, Modellierung, Visualisierung und Bereitstellung von Wetterdaten ist mit den modernsten staatlichen und kommerziellen Diensten vergleichbar. Die autonome Meteodrone, kombiniert mit hochauflösenden Wettermodellen, ermöglicht eine detaillierte Sicht auf Wetterphänomene (bis auf einen Quadratkilometer genau), die von herkömmlicher Wettermesstechnologie nicht regelmäßig oder präzise erfasst werden. Meteomatics hat seinen Hauptsitz in der Schweiz und Niederlassungen in Berlin, Barcelona, Oslo, Torquay und Pennsylvania. 

Zurück zur ersten Geschichte:

Das Projekt Cotton4Impact arbeitet daran, die Lieferkette der Baumwolle über die Spinnereien und die Entkernungsfabriken bis zurück auf die Felder einzelner Bäuerinnen und Bauern lückenlos zurückzuverfolgen. Die erste Geschichte erzählt von den Anfängen – wer daran beteiligt ist und warum es überhaupt ins Leben gerufen wurde.


Cotton4Impact wird im Rahmen der Sub-Saharan-Cotton-Initiative vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert und von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt.