Our Tea, Our Voice

GIZ__JOERG_BOETHLING__2_.jpg © GIZ / Joerg Boethling

Fakten

Rohstoff: Tee
 

Länder: Ruanda, Kenia, Indonesien
 

Zielgruppe: 10.000 Teearbeiter*innen und Kleinbäuer*innen, von denen 70% marginalisierte Frauen sind
 

Fördersumme: 2.000.000 EUR
 

Laufzeit: 01/2023 bis 12/2026

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GIZ/Hendrike Braun-Issa

Projektbeschreibung: 

Das Projekt zielt darauf ab, einen inklusiven, transformativen und rechenschaftspflichtigen Teesektor zu fördern, in dem Frauen und politisch marginalisierte Gruppen ihre Rechte ausüben und wahrnehmen können. Dazu gehört die Einführung von Führungsmodellen, die die Erfahrungen, das Wissen und die Kompetenzen von Frauen wertschätzen.

Das Projekt umfasst dabei drei zentrale Bereiche: 

  • Individuell: Das Selbstbild und Vertrauen von Frauen in sich selbst stärken.
  • Relational: Die Machtverhältnisse innerhalb der sozialen Netzwerke verändern.
  • Strukturell: Umfassend Veränderungen bewirken, informell wie soziale Normen und gesellschaftliche Einstellungen verändern und formell beispielsweise in den Arbeitsplatzrichtlinien.

Das Projekt setzt von Beginn an transformative Führung um, indem es lokale Frauen und Frauenrechtsorganisationen in den Mittelpunkt des Gestaltungsprozesses einbezieht: Sie selbst bestimmen die Veränderungen, die in ihrem jeweiligen Umfeld am sinnvollsten sind.

Außerdem wird die Ethical Tea Partnership (ETP) Richtlinien für transformative Führung entwickeln, damit ETP-Mitglieder diese im Rahmen ihrer Beschaffungspraktiken umsetzen können.

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ETP

Seit Jahren sind Frauen das Rückgrat der Teeproduktion in Ruanda, Kenia und Indonesien. Sie arbeiten auf den Feldern, pflücken die Blätter und sichern das Fortbestehen der Branche. Doch wenn es um Entscheidungen geht, bleiben ihre Stimmen oft ungehört. Führungspositionen bleiben für sie unerreichbar – blockiert durch tief verwurzelte Traditionen, strukturelle Hürden und festgefahrene Vorstellungen davon, wer Macht ausübt.

„Our Tea, Our Voice“ stellt sich diesen Umständen entgegen – nicht, indem Lösungen von außen vorgegeben werden, sondern indem die Stimmen der Frauen gestärkt werden, die längst wissen, was sie brauchen. Das Projekt – initiiert und unterstützt vom Ethical Tea Partnership, der GIZ, OTG, Ringtons und Twinings – setzt sich dafür ein, Hindernisse abzubauen und Führungsrollen für Frauen im Teesektor zu schaffen. Dabei wird nicht auf externe Standardlösungen gesetzt: Die Aktivitäten basieren auf den Erfahrungen und Bedarfen der Teearbeiterinnen und -arbeiter selbst. Durch Dialog, Trainings und strukturelle Unterstützung erhalten Frauen die Werkzeuge und Netzwerke, die sie benötigen, um Führungsverantwortung zu übernehmen – sei es in Genossenschaften, bei Verhandlungen in Unternehmen oder in Entscheidungsprozessen innerhalb der Gemeinschaften.

Der Ansatz ist konsequent partizipativ: Ausgangspunkt ist das Verständnis der jeweils spezifischen kulturellen und wirtschaftlichen Herausforderungen vor Ort, auf deren Grundlage maßgeschneiderte Strategien entwickelt werden.

Bevor konkrete Aktivitäten umgesetzt wurden, führte das Projekt zunächst Basisstudien in den Tee produzierenden Regionen durch. Diese Untersuchungen erfassten die sozialen und ökonomischen Lebensrealitäten von Frauen im Teesektor und identifizierten die spezifischen Barrieren, die ihnen den Zugang zu Führungspositionen verwehren. Die Ergebnisse bestätigten, was viele Frauen bereits wussten: Sie sind fähig, bereit und motiviert, Verantwortung zu übernehmen – doch die Strukturen um sie herum lassen es kaum zu. Mit diesem Wissen entwickelte „Our Tea, Our Voice“ gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen einen maßgeschneiderten Ansatz, der auf die jeweiligen Bedürfnisse der Gemeinden eingeht. Der erste Schritt? Räume zu schaffen, in denen Frauen offen über ihre Herausforderungen sprechen und ihren eigenen Weg in Führungsrollen gestalten können.

Frau Odette Mukansoro von DIDE Rwanda erinnert sich gut an die ersten Workshops mit Teearbeiterinnen: „DIDE war sehr positiv überrascht über das unmittelbare Interesse der Teilnehmerinnen auf allen Ebenen“, sagt sie. „Alle Eingeladenen sind erschienen und zeigten große Bereitschaft zur aktiven Teilnahme.“

Die Workshops begannen nicht mit Vorträgen oder Anleitungen – sondern mit Zuhören. Die Frauen erzählten ihre Geschichten: von Ausgrenzung, vom ständigen Balanceakt zwischen Arbeit und Familie, davon, bei Führungsentscheidungen übergangen zu werden.

Von Worten zu Taten: Eine neue Generation von Führungskräften

Empowerment bedeutet nicht nur Selbstvertrauen – es braucht Strukturen. Deshalb etabliert „Our Tea, Our Voice“ gemeinschaftlich gesteuerte Monitoring-Systeme, die sicherstellen, dass Frauen und junge Menschen nicht nur geschult werden, sondern auch reale Veränderung mitgestalten können. „Es geht um echte Herausforderungen, denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrem Alltag begegnen“, betont Odette.

Lokale Organisationen wie FERWACOTHE in Ruanda spielen dabei eine zentrale Rolle. Jean Nepomuscene Nkulikiyinka, der die Organisation leitet, betrachtet Geschlechtergerechtigkeit als entscheidend für die Zukunft des ruandischen Teesektors: „Denn jede*r – ob Frau oder Mann – wird erkennen, dass es richtig ist“, erklärt er. Besonders beeindruckt hat ihn das hohe Engagement: Schätzungsweise 98 % der Teilnehmenden an den Workshops waren aktiv involviert.

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“DIDE war sehr positiv überrascht über das unmittelbare Interesse der Teilnehmerinnen auf allen Ebenen. Alle Eingeladenen sind erschienen und zeigten große Bereitschaft zur aktiven Teilnahme.”

Frau Odette Mukansoro von Organisation Dignité en Détention Rwanda (DIDE Rwanda)

Partner: 

  • Community Initiatives for Change and Development (CIFCAD)
    CIFCAD hat es sich zur Aufgabe gemacht, lokal nachhaltige und qualitativ hochwertige Lösungen für Gemeinden bereitzustellen, damit diese ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen können. CIFCAD arbeitet daran, einen transformativen Führungsstil sowie das Konzept guter Regierungsführung zu erreichen. Dafür nutzt es Schulungen zu Geschlechtergerechtigkeit und Rechenschaftspflicht sowie zur Prävention von und Reaktion auf geschlechtsspezifische Gewalt.
  • Ethical Tea Partnership
    Die ETP ist eine globale Mitgliederorganisation, die einen langfristigen, systemischen Wandel herbeiführt, von dem alle profitieren, die mit Tee arbeiten – insbesondere die Menschen in den Teeanbaugebieten.
  • Fédération Rwandaise des Coopératives des Agriculteurs Thécoles (FERWACOTHE)
    FERWACOTHE wurde im Jahr 2000 gegründet und vertritt die ruandischen Teebäuerinnen und -bauern. Sie setzt sich für die Interessen der Mitglieder ein und stärkt deren Kapazitäten durch Schulungen. Darüber hinaus bietet sie den Mitgliedskooperativen Beratung, Interessenvertretung und technische Unterstützung und fördert den Teeanbau in Ruanda.
  • Kenya Tea Development Agency (KTDA)
    Die KTDA Foundation Limited ist eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Kenya Tea Development Authority ("KTDA") Holdings Limited. Ziel der Stiftung ist es, durch strategische Partnerschaften und eine breite Palette an Programmen das Wohlergehen von Tee-Kleinbäuerinnen und -bauern in Kenia zu verbessern.
  • Organisation Dignité en Détention/Rwanda (DIDE Rwanda)
    Die Organisation Dignité en Detention/ Rwanda (DIDE Rwanda) ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich für Friedensförderung einsetzt, einschließlich der institutionellen Kapazität von Strafvollzugsdiensten sowie der gesellschaftlichen Heilungsprozesse. Zu ihren Fachgebieten gehört die Stärkung von Jugendlichen und Frauen sowie die Themen Bildung und Berufsausbildung, Kinderschutz und gemeinschaftliche wirtschaftliche Existenzgrundlagen.
  • Ostfriesische Teegesellschaft (OTG)
  • PT Perkebunan Nusantara (state tea producer PTPN)
    Das indonesische Staatsunternehmen PTPN8 besitzt die größte Teeplantage des Landes und ist in den Bereichen Teeanbau, Verarbeitung und Export tätig.
  • Ringtons
  • Twinings